Unbemerkt
Sofie saß auf einer
Bank im Schatten
und sie las.
Ein blondes Mädchen,
zierlich, zart, wie eine
Feder leicht und
bleistiftdünn, obwohl apart.
Sofie hatte lang gespart,
um sich in einem kleinen
Laden mit einem Büchlein
zu versorgen.
Der Einband war schon
lang verblichen, manche
Seiten ausgestrichen,
einige herausgerissen.
Es hatte mit der Zeit
gelitten und Sofie war
hier eingeschritten,
hielt es nun in beiden
Händen und träumte
leise einen Traum,
verschwamm geschwind
mit matten, dunklen
langen Schatten, weil die
Sofie sehr gerne hatten
und niemand suchte nach
dem Kind, niemand kam,
der nach ihm rief.
Das Buch lag vor der
Bank im Dreck. Nach einer
Weile war es weg.
Samstagabend, 2.Juli 2011
Vielleicht kam ihre Mama
doch noch, fand sie schlafend
und trug sie nachhause.
Das Buch blieb liegen.
Wer weiß ...
(c) Bruni Kantz
Kommentare
Liebe Barbara, ich habe die Befürchtung, das Buch geriet in eine Zeitfalte und kann nicht mehr gefunden werden! LG von Bruni
Ich würde gerne wissen, wo es geblieben ist, ob es vielleicht jemand mitgenommen hat. Oder es liegt hinter der Bank.
Liebe Grüße
Barbara
http://www.youtube.com/watch?v=RwUQYqPdxsU
Ich liess nur die Vorsilbe weg und hatte meine Sofie, mein ureigene, die natürlich erinnert. Lieber Gruß von Bruni
liebe bruni, schöne zeilen!
ich habe bei ihnen sofort an eine meiner literarischen lieblingsfiguren gedacht, die sofie aus gaarders welten *lächel*
und habe mir dann zu deinen zeilen parallel vorgestellt, dass sofie gaarders buch so begeistert liest, dass sie dann ins buch hinein verschwindet und ihre wirklichkeit hier gegen die wirklich dort eintauscht ...
Lieber Helmut, wir müßten alle viel aufmerksamer durch die Welt gehen und nicht wegsehen, wenn Ungewöhnliches passiert. LG von Bruni
Liebe Babs, in Bücher versunken waren wir bestimmt schon alle. Mein kleines Mädchen hat aber eine besondere Gabe. Es löst sich scheinbar auf und ist nicht mehr zu sehen. Es verschwindet… LG von Bruni
Wie wenig wissen wir doch oft von den andern, können nur mutmaßen oder haben unzureichende Informationen, um zu wissen, wie’s weitergeht ...
Liebe Grüße
Helmut
Gut, dass du den positiven Nachsatz gepostet hast.
So hat sie intensiv gelesen, sich festgelesen, ist dann wohl in Gedanken gewandert, weit gewandert, bis sie müde wurde.
Schön, dass die Mama sie noch fand und nach Hause brachte.
Nun kann sie weiterträumen. Ich weiß, wie es ist, wenn ein Buch plötzlich zu Ende ist, dann will ich einfach weiterlesen, also lebe ich weiter in dem/mit dem Buch in Gedanken.
Ja, liebe Monika, kann ich mir lebhaft vorstellen. Durch Deine Arbeit mit den Kindern bist Du in dieser Richtung bestimmt noch sensibler als andere Menschen. Du siehst bestimmt auch die Kinder, die gespflegt, aber nicht gehegt werden…
Lieber Gruß an Dich
Gänsehaut pur, Bruni!!!
..grüßt dich Monika
Liebe Kerstin, inzwischen habe ich mal nachgesehen ☺☺, wundervoll ist Dein Foto dazu. Danke Dir und Gruß von mir
Unbemerkt - so oft verpassen wir unsere eigenen zauberhaften Momente. wunderschön.
Ich war so frei eines deiner Gedichte auf meinem Blog zu zitieren
Liebe Grüße Kerstin
Welche Gedanken gehen dir bei diesem Gedicht durch den Kopf? Teile sie uns mit!